"320 C - ungleiche Freunde"

320ºC ist jene Temperatur mit der Polycarbonat erhitzt wird, um es in flüssiger Form mit einem Druck von 20.000 kg in Form zu pressen. Dabei entsteht eine durchsichtige CD die alle Daten bereits trägt und auf die im Anschluss eine Glitzerschicht als Schutz aufgedampft wird.

Auch Holz kann flüssig gemacht werden. Bei 110 – 180  Grad und 1000 bar Druck. Das faserhaltige Lignin-Granulat – das flüssige Holz- kann danach in einer Spritzgussmaschine in beliebige Formen gegossen werden und bildet dadurch einen alternativen Kunststoff.

Der betrachtende Gedanke dahinter

In meiner Installation treffen scheinbar zwei gegensätzliche Materialien aufeinander.

Wie Girlanden hängen aneinander geknotete gebrauchte CD’s von den Bäumen herunter. Die spiegelnden Flächen wirken wie Fremdkörper und reflektieren in einigen Bereichen Teile der Umgebung. Auch der Betrachter wird sich in einigen tiefer hängenden CD-Teilen sehen können.

Wissen, dass einst für so wertvoll empfunden wurde, so dass es einen Platz auf einer Daten oder Musik-CD bekam. Nun hängt es scheinbar nur rein dekorativ am Baum. Wie Weihnachtsglitzer ohne Tannenbaum.

Störend und befremdlich? Oder schön anzusehen, da es glitzert? Über das Gefühl und die Bewertung entscheidet der Betrachter selbst.

Trotz der Gegensätzlichkeit gibt es Gemeinsamkeiten. In flüssiger Form  können beide Partner – Baum und CD – durch ihre Rohstoffe zu Kunststoffen in jede beliebige Form gebracht werden.

Der Umweltgedanke dahinter

Geht man den umgekehrten Weg und recycelt man eine CD wieder, so kann das Polycarbonat wieder problemlos zurückgewonnen werden.

 Daraus entstehen Medizinische Geräte.  Die Automobilindustrie nutzt es zur Gewichtsreduzierung der Automobile zur Energieersparung. Die Computerbranche profitiert ebenfalls daraus. Selbst Brillengläser werden zu 100% daraus hergestellt.

So fließt der glitzernde Schmuck zurück in den Kreislauf und trifft auch dort wieder auf Teile von Holz und somit Bäumen.

Lediglich das Wissen, dass der ursprünglichen CD innewohnte bleibt verborgen und kann nicht mehr abgerufen werden. Ebenso wie der Baum, der mit diesem Schmuck einen Teil seiner Aufgabe nicht mehr ausführen kann.

Ungleiche Partner- ungleiche Freunde.

Der leuchtenden Gedanke dahinter

In der Dunkelheit werfen Farbwechsler-Ufos ein buntes Licht auf das ungleiche Paar. Bis zu 6 Stunden zeigt der Baum eine Leuchtkraft, die er ohne seine besondere Partnerschaft in der Finsternis nicht hätte.

Der dankbare Gedanke dahinter

Im mitmenschlichen Umfeld habe auch ich die Erfahrung gemacht, dass sich zwei ungleiche - ja beinahe könträre Partner - oft so sehr befruchten können, dass sie ihre eigene Dunkelheit dadurch zeitweise mehr erleuchten, als es ein passgenauer Partner gleicher Ausrichtung dies tun würde. Ihr innere und äußere Leuchtkraft und Ausstrahlung verstärkt sich um ein vielfaches und kann zeitweise irritierend auf andere wirken.Oder aber faszinierend.

So ist diese Arbeit zudem eine Hommage an meine eigenen Partnerschaften - beruflich wie auch  privat - die mir helfen und geholfen haben, in scheinbaren dunklen Feldern etwas Licht zu machen. Was dazu führte, dass die bunten Farben wieder zu leuchten begannen. Anders als gewollt. Schöner als erwartet.

Dafür bin ich sehr dankbar und hoffe mit Euch noch lange diese Welt ein kllein bisschen mehr zum Glitzern und Leuchten zu briingen.

Foto: Beate Eickmeyer

Foto: Era Freidzon